Thomas Stöckli

Von Fragilität und Endlichkeit, 2024
Anthotypien ( Pflanzenbasierte Drucke auf sonnengebleichtem Aquarellpapier. Dem Licht ausgesetzt, verblassen die Bilder.)
Präsentation der Installation im Garten des Künstlers und diverse Prints
Dimension variabel

„Das Leben ist wunderschön, aber auch fragil, ambivalent. Und was wäre es überhaupt ohne all diese Dualitäten?

Da, ein riesiger Felsbrocken, umspült von Wasser, stabil und in sich ruhend seit Hunderten wenn nicht Tausenden von Jahren, welcher aber auch genauso gut morgen zusammenfallen könnte. Oder dort ein grosser Fels, zooähnlich eingezäunt und geschützt mit einem Netz und einem Gitter. Wer betrachtet ihn? Und vor was wird der Fels eigentlich beschützt?

Als Künstler arbeite ich seit über 20 Jahren analog wie auch digital, und vor allem mit dem Medium der Fotografie und des Films. In der Regel gehe ich dabei sehr intrinsisch vor und plane nicht zu viel, sondern beobachte und lasse geschehen. Ich gehe in meinen Arbeiten oft der Beziehung zwischen der Natur und der von Menschen gemachten Welt nach. Und dabei zelebriere ich die Schönheit und Resilienz der Natur.

Entdeckt wurde die Anthotypie zu Beginn des 19. Jahrhunderts von Henri August Vogel. Diese Technik, um eine Fotografie völlig ohne Chemikalien auf Papier zu belichten, kommt mit sehr wenig aus: Papier, destilliertes Wasser, Emulsion aus Pflanzen, Früchten oder Gemüsen plus ganz, ganz viel Sonnenlicht. In der Langsamkeit liegt für mich dabei der Reiz an dieser sehr eigentümlichen Technik. Die Emulsionen aus beispielsweise Mangold, Randen und Spinat sowie der Prozess des Belichtens fand dabei praktischerweise alles ausschliesslich bei mir daheim sowie in meinem Garten unter freiem Himmel statt. Während Wochen liess ich bei jeder Gelegenheit, welche die Sonne sich mir bot, meine Bilder «belichten». Der Belichtungs-prozess von Anthotypien kann bis heute nicht gestoppt oder gefestigt werden. Somit werden sich auch diese Bilder im Laufe der Ausstellung immer weiter verändern, beziehungsweise verblassen, was ich per se einen äusserst schönen Gedanken finde.“

Kurzbio

„Thomas Stöckli arbeitet intuitiv. Losgelöst von einem dokumentarischen oder technischen Anspruch lässt er sich von seinem Gefühl und seinen Augen leiten. Es sind seine persönliche Wahrnehmung und Empfinden von Ästhetik, die zum Bild werden. Dabei ist das Resultat weder vorhersehbar noch geplant. Oftmals sind es ganz banale Umgebungen, unauffällige, kleine Details, unentdeckte Ausschnitte. 

Es kommt zu einer Entschleunigung, die sich auch in seinen Werken abzeichnet. Ein Prozess, der bei Thomas Stöckli mehr umfasst als das Ablichten der Umgebung.“

- Katharina Lang, Kuratorin

thomasstoeckli.com